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Glaubenssätze / Kognitionen
Hintergrundinformationen über Kognitionen.
Ursachen- statt Symptombehandlung!
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Glaubenssätze
Kognition
Hinweis: Mit Glaube ist im Folgenden kein bestimmter Glaube, wie z. B. den religiösen gemeint, sondern der allgemeine Glaube, also alles, an was wir glauben. Wissen, Überzeugungen, Glauben, Vermutungen und Annahmen sind nur Grade des Fürwahrhaltens, wie Kant auch schon bemerkte. Da dies für uns hier aber nicht relevant ist, behandeln wir folgende Wörter synonym: Wissen, Glauben, Vermutungen, Überzeugungen, Kognitionen, Annahmen, Schemata.
Ein Glaubenssatz ist ein Glaube, eine Annahme in einem Satz.
Beispiele:
Ich bin nicht gut genug.
Ich muss dominieren.
Ich kann keinem vertrauen.
Ich will nicht fühlen.
Ich darf mich nicht gut fühlen.
Der Glaube kann Berechtigungen (Erlaubnisse), aber auch Einschränkungen (Verbote), was man nicht darf, soll, muss oder kann, beinhalten. Er kann auch unlogische oder irrationale Elemente beinhalten, durch zum Beispiel verkehrte Verallgemeinerungen, subjektive Erfahrungen oder Glauben, der sich im frühkindlichen Alter gebildet hatte, also höchstens einer „frühkindlichen“ Logik unterliegt. Wir richten fast alles nach unserem Glauben und Wissen aus. Der Glaube formt das Denken, bzw. er legt die Richtung des Denkens fest, das Denken folgt dem Glauben. Wir denken gewöhnlich nicht, was wir nicht glauben. Er ist nicht nur die Grundlage unseres Denkens, sondern auch des Fühlens und Handelns, unseres Verstehens und Interpretierens, unseres Funktionierens und Lebens, kurz unser „in-der-Welt-sein“. Er verändert nicht nur, was wir wahrnehmen, da das Wahrgenommene schon zum großen Teil konstruiert wird, sondern sogar, was wir uns erlauben zu denken und auch was wir für möglich halten. Wir sehen, deuten, interpretieren und verstehen die Welt durch den Glauben, daher hat dieser auch so einen massiven Einfluss auf uns.
„Alles was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir gedacht haben.“ Aldous Huxley (1894-1963) britischer Schriftsteller
Anmerkung: Das Wort Glauben kommt aus der indogermanischen Wurzel „leubh“ und bedeutet so viel wie ‚begehren‘, ‚lieb haben‘. Insgeheim begehren wir Erkenntnisse, wir haben sie lieb, da sie immer begleitet werden von einem „guten“ Gefühl, einem Gefühl der Sicherheit. Nichtwissen erzeugt ein leichtes unsicheres Gefühl, da wir in der Baby- und frühkindlichen Zeit alle mit mehr oder weniger Unsicherheiten aufwuchsen. Wir streben intuitiv Glauben und Wissen an.
Kognitionen/Glaubenssätze können richtig sein oder auch nicht, wahr oder falsch, engstirnig oder weitläufig, etc., doch die Glaubenssätze die in uns sind, halten wir für wahr (zumindest solange bis wir erkannt haben, dass sie falsch sind).
Ursache Glaubenssätze
Glaubenssätze/Überzeugungen entstehen durch:
• Denken: Vorstellungen, Erkenntnissen etc.
• äußerlich: von anderen Menschen, Medien, etc.
• ständige Wiederholungen, Gewöhnungen. Wenn man immer wieder das gleiche erlebt oder hört, leitet man daraus irgendwann eine Regel ab. Gustave Le Bon publizierte diese Entdeckung schon 1885 unter dem Titel „Pschychologie des foules“ (Psychologie der Massen)
• Signifikante emotionale Situationen/Traumata. Gerade die schädlichen Glaubenssätze/dysfunktionale Kognitionen entstehen meist in der frühkindlichen Zeit bis 4 Jahre. Verursachend sind Prägungssituationen, eine einzelne sehr eindrückliche Erfahrung, signifikante emotionale Ereignisse, Traumata. Wenn diese Situation zu überfordernd, emotional aufgeladen, schockierend oder angstvoll ist, kann sie ohne eine weitere Wiederholung, neue Überzeugungen/Glauben tief verankern. Weitere Glaubenssätze/Überzeugungen liegen hinter verdrängten Emotionen (Ängste, Wut, Scham, Trauer, etc.), die ebenfalls in der traumatischen Situation entstanden sind.
Glaubenssätze/Schemata sind uns meistens nicht bewusst, verdrängte Glaubenssätze sind uns unbewusst (vom Bewusstsein ausgeschlossen).
Der Glaube über uns
„Alle persönlichen Durchbrüche beginnen mit einer Änderung unserer Glaubensmuster“, Anthony Robbins (*1960, amerikanischer Autor)
Unser Glauben beinhaltet aber nicht nur Wissen/Überzeugungen über die Welt, sondern auch über uns. Aber nicht nur über uns, er kann sich auch über unsere Eigenschaften, Werte, Fähigkeiten, Seiten etc. erstrecken. Auch was sich jemand zutraut und was nicht, worin er besonders gut oder schlecht ist, was er erreichen oder machen könnte, sollte, müsste, usw. Diese sind mit richtig oder falsch schwer zu definieren, wenn wir daran glauben, sind sie für uns auf alle Fälle wahr. Das drückte auch schon Henry Ford (1863 – 1947, Gründer der Ford Motor Company) aus: „Ob du denkst du kannst, oder du kannst nicht, in beiden Fällen wirst du Recht behalten.“ Glaubenssätze über uns haben aber noch mehr Eigenschaften neben ihrem Wahrheitsgehalt; einige Glaubenssätze sind (für uns) gut und funktional, unterstützend, öffnend, förderlich, helfend, heilend, andere wiederum sind schlecht und dysfunktional, destruktiv, abwertend, subversiv und begrenzend. Natürlich sind Glaubenssätze nicht per se gut oder böse, der Einfachheit halber, wollen wir sie im Folgenden pauschal „positiv“ und „negativ“ nennen.
Die Kraft der
Überzeugungen
Die meisten dieser Überzeugungen entstehen in unserer Kindheit. Je früher ein Glaubenssatz eingeprägt wurde, desto größer sind die Auswirkungen und Einfluss auf uns und auf jeden Bereich unseres Lebens. Wir glauben, dass unser Glauben die Wahrheit repräsentiert, obwohl viele Überzeugungen nur für bestimmte Situationen oder auch aus der Not heraus geschaffen worden sind. Wir konservieren sie. Und so leiten und lenken die konservierten Erkenntnisse und Erfahrungen uns von früher (daher übrigens das Wort konservativ (lat. conservare „erhalten, bewahren“). Glaubenssätze beeinflussen auch im Positiven wie im Negativen, was wir tun und unterlassen, unsere Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, unsere Selbstentfaltung bzw. unsere Selbstverwirklichung, das Erreichen von Zielen in erheblichem Maße usw. Sie kontrollieren, lenken und beeinflussen alle Bereiche im Menschen; die Identität, die Werte, Fähigkeit, Verhaltensweise, Umgang mit der Umgebung/Soziales, etc.
Die Wirkung einer solchen Überzeugung kann so stark sein, dass wir durch ihn selektiv wahrnehmen und alles Gegenteilige ignorieren oder es für falsch halten. Die meisten Glaubenssätze sind unerkannt und liegen zeitlebens in uns, beeinflussen aber unser Leben massiv. Dass der Glauben das Letzte ist, der angezweifelt wird, ist verständlich, denn insgeheim glauben wir ja daran, wir setzen es voraus.
Ein Glaubenssatz kann verschiedene Stadien haben:
Ich bin nicht erfolgreich.
Ich kann nicht erfolgreich sein.
Ich möchte erfolgreich sein.
Ich kann erfolgreich sein.
Ich bin erfolgreich.
„Die meisten Menschen, die ich beobachtet habe, konnten keine außergewöhnlichen Fortschritte machen, weil sie niemals an sich selbst geglaubt haben. Sie hatten ein verschwommenes Bild, von dem, was sie eines Tages sein wollten, aber sie zweifelten daran, dass sie es verwirklichen konnten. Folglich strengten sie sich nicht genug an, da sie nicht daran glaubten eine Chance zu haben, ihr Ziel zu realisieren. Und natürlich schafften sie es mit dieser Einstellung auch nicht.“ Arnold Schwarzenegger (1947) österreichisch-amerikanischer Schauspieler, Publizist, Unternehmer, ehemaliger Bodybuilder sowie US-Politiker.
Glaubenssätze schaffen auch Konflikte, behindern unsere innere Entwicklung, hemmen und blockieren uns, lassen uns bestimmte Ziele nicht erreichen, beeinflussen unseren emotionalen Grundzustand, grenzen unseren Vorstellungs- und Handlungsspielraum massiv ein und schränken auch unser Potenzial ein. Und all das, ohne dass wir etwas merken. Gerade in unserer Kindheit haben wir alle viele negative Glaubenssätze aufgenommen und diese sitzen immer noch tief und fest in uns. Sabotierende Überzeugungen wie z. B. nicht gut genug zu sein, nicht liebenswert zu sein, nicht gewollt oder nicht willkommen zu sein, nicht kompetent zu sein, machtlos, schlecht etc. Die einzelnen Auswirkungen und Ausprägungen können natürlich ganz unterschiedlich sein. Da Gefühlen Gedanken folgen, ist die Arbeit an Glaubenssätzen auch dazu da, sich besser zu fühlen. Wir können nur soweit gehen und auch nur so weit erfolgreich sein, wie es unsere inneren Grenzen das zulassen. Diese Grenzen werden von dem Glauben gesetzt und ziehen damit auch die Grenzen im Leben!
„Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“, Die Bibel, Markus 9:23
Positive Glaubenssätze können unter anderem Blockaden oder Konflikte lösen, Selbstwert steigern, besseres emotionales Wohlbefinden bewirken, neue Wege öffnen, Fähigkeiten, Eigenschaften, Seiten und Erfolg von uns fördern, unterstützen, antreiben, unseren Gesundheitszustand, unsere Kreativität beeinflussen oder entscheidend darauf einwirken.
Ursprünge der Glaubenssätze und negative/irrationale Glaubenssätze
„Glaubt nicht bedingungslos den alten Manuskripten, glaubt überhaupt nicht an etwas, nur weil die Leute daran glauben – oder weil man es euch seit eurer Kindheit hat glauben lassen.“ Buddha, Siddhartha Gautama (563 – 483 v. Chr.) Gründer des Buddhismus
Der österreichische Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler (1870-1937) zeigte bereits in der von ihm gegründeten Individualpsychologie, die eine große Wirkung auf die Entwicklung der Psychologie und Psychotherapie im 20. Jahrhundert hatte, den Menschen stets als soziales Lebewesen und dass er eingebettet ist in die Gemeinschaft von Mitmenschen. Auch die Objektbeziehungstheorie, stellt die zentrale Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung für die Persönlichkeitsentwicklung und auch für die spätere Beziehungsgestaltung heraus. Gerade in dieser frühen Zeit bildeten sich oft allgemeine, grundlegende Glaubenssätze und auch schwerwiegende Selbstdefinitionen. Auch das Alter spielt eine große Rolle bezüglich der Aufnahme von Glaubenssätzen: in den ersten sechs Lebensjahren liegen die Hirnwellen eines Kindes im Thetawellen-Bereich. (Ein Erwachsener erreicht den Thetazustand nur unter Hypnose oder im Schlaf.) Alles, was wir in diesem jungen Alter daher hören, fühlen oder erkennen, prägt sich uns tief ein. Man stellte in Untersuchungen fest, dass Kinder bis ca. 7-8 Jahren Glaubenssätze annehmen, ohne sich dagegen wehren zu können.
Negative Glaubenssätze/
dysfunktionale Kognitionen
„Gedanken verändern die physische Realität. Sie können heilen und krank machen.“ Cheryl Richardson, Autorin, Coach.
Fast nirgendwo kann man die Auswirkungen von negativem Glauben in voller Tiefe begreifen, wie in der Placeboforschung. Nicht beim Placebo, sondern beim „bösen Bruder“ des Placebos, das Nocebo (nocebo lat. „ich werde schaden“). Dieser Effekt hat keine guten Einflüsse wie die Auswirkungen des Placebos, sondern negative/schädliche.
• In einer Studie mit Allergikern wurde ihnen gesagt, dass sie mit Allergenen in Berührung kamen. Sie bekamen große Ausschläge, obwohl sie eine reine Kochsalzlösung bekamen. Diese Studie wurde in vielen Variationen wiederholt, immer mit dem Ergebnis, dass der Glauben die Wahrnehmung
• In Brasilien wurden 100 Menschen in einer Studie untersucht, die an vermeintlichen allergischen Reaktionen auf Bienenstiche gestorben waren. Ihr Blut wurde biochemisch analysiert und es stellte sich heraus, dass es keine anaphylaktische Reaktion gab, sondern sie alle starben an den Folgen der enormen Angst, bzw. der Erwartung, den Glauben, dass sie hoch-allergisch gegen Bienengift waren. Auch in diesem Fall wurde vom Glauben eine, in diesem Fall tödliche, Realität erzeugt.
• Durch medizinische Langzeitstudien wurde belegt, dass Menschen, die sich grundlos als Herzinfarkt gefährdet glaubten, viermal häufiger an einem Infarkt sterben als andere.
Durch solche Studien kam man zu dem Schluss, dass die Psyche hauptsächlich auf das reagiert, was geglaubt wird und nicht wie die äußere „Realität“ ist. Es wurde oft in Studien belegt, dass alleine der Glauben zu Schmerzen, Atemnot, Allergien, Vergiftungssymptomen, Übelkeit, Durst, Hunger, Schwindel- und Ohnmachtsanfällen, Bauchkrämpfen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen bis hin zum tatsächlichen Tod führen kann. Negativer Glauben, Vorstellungen, Sorgen, düstere Erwartungen oder Ängste sind mindestens ein ebenso großer Risikofaktor in Bezug auf die psychische und physische Gesundheit wie beispielsweise Nikotin, Alkohol oder andere giftige Stoffe. Die Macht und Kraft des Glaubens kann die beste Apotheke oder das tödlichste Gift sein.
Ein einziger Glaubenssatz kann das ganze Weltbild und damit auch das Leben verändern, die Wahl der richtigen Glaubenssätze ist damit entscheidend für das Leben. Alle frühkindlichen negativen Glaubenssätze, die wir von außen hörten oder uns selber bildeten, prägen sich in unser Glaubenssystem tief ein. Sie sind auf alle Fälle belastend und behindern die Verwirklichung eigener Lebensziele, wirken subversiv/destruktiv, freiheitsberaubend und auch innerlich begrenzend. Wenn wir beispielsweise einen negativen Glaubenssatz über eine bestimmte Fähigkeit in uns haben, dann blockiert dieser diese Fähigkeit und blockiert auch in diesem Bereich alle weiteren Entwicklungen, denn wir glauben ja tief und fest an diesen Glauben. Wir gehen ungefragt davon aus. Wir lernen nicht mehr, weil wir mit dem Glauben innerlich schon aufgegeben haben. Carol Dweck belegte das mit sehr vielen Beispielen aus ihren Studien in Ihrem Buch: „Selbstbild. Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“.
Der (gute) Grund der negativen Glaubenssätze
„Experimente haben gezeigt, dass sich die Elementarteilchen (und Kinder!) anders verhalten, wenn der Beobachter eine wohlwollende, unterstützende Absicht hat, als wenn er negative Gedanken in sich trägt. Kurz gesagt: Unsere Realität verhält sich entsprechend unserer inneren Haltung.“ Dr. med. Dietrich Klinghardt (1950) , Arzt, Wissenschaftler und Lehrer
Jeder Mensch hat negativen Glauben in sich. Frühkindliche negative Glaubenssätze haben eigentlich immer einen Sinn, einen guten Grund. Denn abgesehen davon, dass sie uns Sicherheit geben, geht es meistens um den eigenen (emotionalen) Schutz, um das Vermeiden von Verletzungen, um das (emotionale) Überleben (zumindest aus der Sicht des Kindes) oder die Beziehung zu den Eltern/Mitmenschen sicherzustellen. Denn gerade Kleinkinder sind völlig abhängig und hilflos und die Beziehung und die Bindung zu den aufziehenden Personen, hilft zu überleben; sie bekommen Liebe, Zuneigung, Nähe, Nahrung und Sauberkeit, alles elementare und lebensnotwendige Bedürfnisse. Deshalb sind Eltern für Babys und Kinder gottähnlich und entwickeln aus dieser Beziehung viele wichtige Dinge wie Sicherheit und auch das Urvertrauen. Alles wird aufgenommen, was die Eltern von sich geben, emotional aber auch verbal. Das bedeutet, dass die Beziehung zum Primärobjekt geschützt werden muss, sie darf unter keinen Umständen verletzt werden, weil sonst das Überleben (physisch oder emotional) in Gefahr geraten könnte.
Eine Taktik bei Konflikten ist zum Beispiel die eigene Bewertung zu verändern oder Täter und Opfer umzudrehen; anstatt also beispielsweise zu denken: „Mutter mag mich nicht“, wird gedacht: „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin wertlos“. „Denn wenn ich wertlos bin, hat Mutter allen Grund ablehnend zu sein. Mit Mutter ist also alles ok, Mutter ist nicht böse oder gar unberechenbar, ich bin nicht gut genug.“ Mit einer solchen Ansicht/Bewertung, die das Primärobjekt schützt, muss es keine Angst mehr vor Mutter haben oder keine Angst das die Beziehung beschädigt wird oder nicht weiterläuft. Es ist einfacher und sicherer sich selber die „Schuld“ zu geben und nicht jemanden, der für das eigene Überleben wichtig ist. Dafür muss der Mensch mit diesem negativen Glaubenssatz von da an leben. Es ist wichtig für Kinder, dass sie ein heiles Weltbild haben, denn das gibt ihnen Stabilität und Sicherheit, besonders in einem so fragilen Alter. Alice Miller nannte diese Taktik, die Eltern mit Fantasie zu idealisieren, sogar ein Gesetz des Lebens. „Der geliebten, nächsten Bezugsperson Schlechtes zuzuschreiben würde also der natürlichen Abwehr und dem Gesetz des Lebens widersprechen … . Daraus folgt, dass ein Kind niemals Traumata erfindet. Im Gegenteil: Es muss, um überleben zu können, mit Hilfe der Fantasie den Schmerz erträglich machen.“
Drama, Schmerz und Leid ist in jeder Kindheit enthalten. Da das Erleben beim Kind noch viel emotionaler und intensiver ist, es weniger Verständnis und weniger Wissenshorizonte hat und damit Situationen sich schneller emotional aufladen, brennt sich der negative Glaubenssatz mit einer emotionalen Spannung ein. Wenn die Situation zu überfordernd, belastend oder beängstigend ist, kann es sein, dass diese Überzeugung auch verdrängt wird. Wenn solche Situationen öfter geschehen, gerade auch im frühen Alter, in dem noch alles ungefiltert aufgenommen wird, wo die ersten Grundlagen für den Selbstwert, das Selbstvertrauen, Fähigkeiten, Begabungen etc. gelegt werden, können diese leicht stark beeinträchtigt, bzw. gehemmt werden. Ein weiterer möglicher Grund, dass sich ein kleines Kind negative (un-ausbalancierte) Glaubenssätze bilden, ist, weil diese Erkenntnisse helfen, sich und die eigene Rolle besser in das Leben in der Gemeinschaft bzw. Familie zu integrieren oder anzupassen. Nach Jean Piagets Erkenntnistheorie kommt der Mensch mit der Eigenschaft bzw. Fähigkeit zur Adaption, also der Anpassung auf die Welt. Jeder Mensch ist zwar ein Unikat, etwas Einzigartiges und damit auch etwas Unvergleichbares, doch am Anfang seiner Entwicklung muss sich jeder an die Familie oder Gemeinschaft anpassen, denn Zugehörigkeit ist (über-)lebenswichtig. Im frühkindlichen Alter werden damit das Überleben und die Entwicklung gesichert, später die Zugehörigkeit und Behauptung der Arbeit und im gesellschaftlichen/sozialen Umfeld. Wenn ein Kind z. B. öfter ignoriert wird, dann ist es möglich, dass sich beispielsweise folgender Glauben bildet: „Ich bin nicht gut genug“ („…, dass andere sich um mich kümmern.“) Wenn das der Glaube ist, der dem Kind geholfen hat, sich der unbalancierten Familien-Situation anzupassen, dann war das genau das, was das Kind nötig hatte, auch wenn es nicht wahr war. Damit akzeptiert es die Handlungen und Bewertungen der anderen und kann sich damit arrangieren, anpassen, bzw. Belastungen emotional damit aushalten. Denn mit dem Glauben, dass ich selber verantwortlich bin für dieses bestimmte Verhalten von anderen, erzeuge ich keine Konflikte, sondern passe mich dem Leben in diesem Milieu bzw. Familie an bzw. kann mich darauf einlassen ohne ständig Verletzungen, Konflikte oder Probleme zu erfahren. Damit „weiß“ es, dass es nicht gut genug ist. Es liegt also an ihm und nicht an den anderen. Die Verbindungen sind gerettet, aber diese negative Überzeugung ist tief eingebrannt.
Kernglaubenssätze
„Believing our untrue thoughts is a good way to scare ourselves to death.“ („Unsere falschen Gedanken zu glauben, ist ein guter Weg uns zu Tode zu ängstigen.“), Byron Katie (1942) amerikanische Autorin
Mit Kernglaubenssätzen bezeichnen wir die am stärksten aufgeladenen Glaubenssätze, aus denen sich ein Großteil des Verhaltens bildet. Schon Adler, der zu den bedeutendsten Vertretern der Tiefenpsychologie zählt, schrieb über die Kraft und Wirkung von Glaubenssätzen und nannte sie Leitlinien, Lebensschablonen oder auch den „geheimen Lebensplan“, mit denen das Kind sein Leben ausrichtet und stets wiederholende Verhaltensmuster realisiert. Adler bezeichnete die Leitlinien auch als einen persönlichen Lebensstil, der damit das Erreichen seiner spezifischen Ziele sichert. Er war davon überzeugt, dass man das Wesen eines Menschen erst verstehen kann, wenn man dessen Leitlinie erkannt hat. Des Weiteren sah er es auch als selbstverständlich an, dass die Leitlinie Unfreiheit bedeutet, da man sich nicht nur nach dieser unbewusst richtet, sondern sie uns auch leitet und lenkt. Es ist ein sehr allgemeiner, grundlegender Glaubenssatz der ein psychisches Lebensmuster oder Lebensplan hervorbringt. Diese Kernüberzeugungen oder Leitlinien sind oftmals „Ich muss …“ oder „Ich bin …“ Definitionen. Denn diese definieren unser ganzes Sein, unsere ganze Natur. Nicht nur unser Verhalten, sondern sie beschreiben, definieren, limitieren, begrenzen uns, unser ganzes Sein. Wir tun uns also besonders gut daran, diese zu lösen. Es ist natürlich immer ganz individuell, für wen welcher Glaubenssatz ein Kernglaubenssatz ist.
Beispiele:
Ich muss immer dagegen sein
Ich bin nicht erwünscht/willkommen
Ich muss immer der Erste sein (wenn ich angenommen sein will)
Ich muss immer im Zentrum stehen
Ich muss mich stets klein machen und meine Schwächen zeigen
Ich muss immer erst für die anderen da sein
Ich muss alles perfekt machen
Ich muss meine Bedürfnisse hinten dran stellen
Ich darf nicht auffallen oder Ich muss auffallen
Wenn ich krank oder schwach bin, bekomme ich Beachtung/Liebe
Ich muss mich immer anpassen
Ich bin nicht liebenswert
Ich bin nicht gut genug
Ich bin wertlos
Ich brauche Bestätigung
Damit verfestigt sich dieser Glauben mehr und mehr, bis er nicht nur ein unerschütterlicher Bestandteil unseres Glaubenssystems ist, sondern auch ein Hauptbestandteil unserer Erfahrungswelt und unserem Erleben bzw. das Leben und wir werden danach unbewusst ausgerichtet. Solch ein Satz kann das unbewusste Fundament der ganzen Persönlichkeit und damit die Ausrichtung im Denken, Handeln und Fühlen bestimmen. Wir erkennen diesen tiefen Umfang erst, wenn wir sie auflösen und anstatt dessen einen förderlichen Glaubenssatz „verankern“. Jetzt können Sie anders handeln, jetzt haben Sie Freiraum, sich auch anders zu verhalten. Das Leiten und Lenken hat dann aufgehört. Sie haben nun Möglichkeiten für Alternativen. Das ist Freiheit bzw. keine Wahl ist Unfreiheit.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile einfache und bequeme Methoden Glaubenssätze aufzulösen. Wenn Sie das machen wollen, besuchen Sie diese Seite.